Wenn Konzerne mit Startups kooperieren – ein Gewinn für beide Seiten

Kaum ein Begriff wird so sehr wie die Sau durchs Dorf getrieben, wie der Begriff “Synergien”, im Bezug auf Startups und Konzerne. Dass dies jedoch nicht zwangsläufig ein inhaltsloses Buzzword sein muss, zeigen etliche Praxisbeispiele im Bereich der Gründerszene. Auf ein paar dieser gehen wir heute ein!

Mediaset & Wimdu

Kooperationen oder Investments müssen nicht immer ausschließlich finanzieller Natur sein. Ein perfektes Beispiel hierfür ist Wimdu – ein Marktplatz für private Unterkünfte – der ein Investment von “mehreren Millionen Euro” bekam. Investor an dieser Stelle war der italienische Konzern Mediaset, der per Mehrheitsbeteiligung durch die Familie Berlusconi geführt wird. Interessant an dieser Kooperation ist, dass Wimdu ein “Media for Equity”- Investment eingegangen ist, das dem Startup Werbezeiten im Fernsehen einräumt.

evopark & Porsche

Vor einigen Monaten konnten auch die Zuschauer von “Die Höhle der Löwen” ein außerordentlich interessantes Startup aus Köln kennenlernen, evopark.

„evopark” steht als junges, aufstrebendes Kölner Unternehmen für das, was die SmartCity Cologne ausmacht: Ein cleveres Konzept, das den Kölnerinnen und Kölnern ihre tägliche Mobilität erleichtert, zugleich die Umwelt entlastet und zum Klimaschutz beiträgt. -Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln

Der Grundgedanke der vier Gründer, des 2014 ins Leben gerufenen Startups war es das Parken neu zu erfinden. Ihr Credo: stressfreies parken, einfaches ein- und ausfahren durch Funk und bargeldloses bezahlen am Monatsende. Des Weiteren kann bei Partnerunternehmen (z.B. Axa, Douglas, dm) nach dem Einkauf eine Gutschrift auf die Monatsrechnung eingelöst werden.

In den letzten Monaten wurde dieses innovative Konzept nicht nur mehrfach ausgezeichnet, sondern rief auch potentielle Investoren auf den Plan. In diesem Fall war es der Autobauer Porsche aus Zuffenhausen.

Im Juni 2016 beteiligte sich der Sportwagenhersteller, der auch in unserer Redaktion Begeisterung hervorruft, mit einem siebenstelligen Betrag. Wir haben mit Sven Lackinger ein Kurzinterview geführt, in dem er auf die Kooperation detailliert eingeht.

Interview mit Sven Lackinger von evopark

vertriebscoaching.de: Wie kam es zur Kooperation mit Porsche?Sven Lackinger von evopark

Sven: Porsche und Audi haben 2016 in einem Pilotprojekt erfolgreich mit evopark zusammengearbeitet. In dieser Phase konnten wir uns kennenlernen. Gemeinsam mit Porsche haben wir dann entschieden, dass wir die Partnerschaft weiterführen und ausbauen möchten. Im Juni letzten Jahres hat die Porsche Digital GmbH dann ein siebenstelliges Investment in evopark getätigt und hält seither eine Minderheitsbeteiligung.

vertriebscoaching.de: Was versprecht ihr euch/ was erwartet ihr von der Partnerschaft?

Sven: Die Marke Porsche steht für eine sportliche, moderne und äußerst komfortable Mobilität. Das passt zu unserem jungen Start-up. Gemeinsam stellen wir den Komfortaspekt in den Vordergrund und machen das bargeldlose Parken zum Erlebnis. Dabei ist es sowohl Porsche als auch uns sehr wichtig, dass sich evopark unabhängig weiterentwickeln kann. Das Unternehmen steht uns aktiv als strategischer Partner zur Seite, lässt uns Gründern aber freie Hand. Porsche hat zudem Interesse an einer flächendeckenden Nutzung von evopark – unabhängig von der Marke des vernetzten Fahrzeugs. Porsche bestärkt uns daher darin, Gespräche mit weiteren Automobilherstellern aufzunehmen.

vertriebscoaching.de: Wie profitiert Porsche von euch?

Sven: Wir waren das erste Start-up überhaupt, in das Porsche investiert hat. Daraus spricht ein großes Vertrauen in das Potenzial von evopark, was uns natürlich sehr stolz macht. Mithilfe innovativer Services wie evopark will Porsche Digital dazu beitragen, dass das Mutterunternehmen ein führender Anbieter für digitale Mobilitätslösungen im Premiumsegment der Automobilindustrie wird. Am treffendsten formuliert es Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume, den wir gern zitieren möchten: „Mehr Komfort, schneller, besser – es sind genau solche Ideen der digitalen Transformation, die uns faszinieren und die zu Porsche passen.” Unser gemeinsames Ziel ist es, eine offene Plattform für das Off-street Parken in Deutschland und Europa zu etablieren.

vertriebscoaching.de: “Reine harte Arbeit”, oder “Zur richtigen Zeit am richtigen Ort”?

Sven: Ehrlich gesagt beruht unser Erfolgsrezept auf einer Kombination beider Aspekte. Wir Gründer arbeiten mit unserem Team intensiv daran, evopark weiterzuentwickeln und unser Netzwerk zu vergrößern. Dabei zahlt es sich aus, dass wir viel Zeit in persönliche Treffen und einen engen Kontakt mit unseren Partnern investieren. Wir haben uns den Ruf erarbeitet, sehr zuverlässig zu sein. Das ist gerade in der traditionellen Parken-Branche ein entscheidender Vorteil. Außerdem ergeben sich durch unsere Reisen quer durch Deutschland häufig interessante, neue Kontakte – oft völlig unerwartet. Hier gilt es, im Anschluss am Ball zu bleiben und mit individuellen Lösungen und einer schnellen Umsetzung zu überzeugen.

Deutsche Bahn AG & Startups

Kooperationspartner, sprich Startups und Konzerne, müssen nicht immer zwangsläufig aus ein- und derselben Branche kommen. Nun scheint es zwar ein wenig an den Haaren herbeigezogen zu sein, dass die Deutsche Bahn AG vermehrt in Food-Startups investiert, jedoch verbirgt sich dahinter eine clevere Idee des Mobilitätsriesen. Im Rahmen des “Next Station Pitch Event – Future Shopping” bekommen ausgewählte Startups die Möglichkeit, ihre Produkte an Bahnhöfen der DB zu testen. Die Vorteile für die Bahn liegen auf der Hand: Menschen das Reisen und das damit verbundene Umsteigen so angenehm wie möglich zu gestalten und ihnen innovative, junge Ideen zu bieten.

Es profitiert an dieser Stelle nicht nur der Konzern. Vielmehr sind es die Startups, die Nutznießer dieser Kooperation sein können. So unterstützt die DB die Gewinner auf verschiedensten Ebenen.

– Live Produkttests im System mit Experten und Mitarbeitern der Deutschen Bahn

-Direkter Zugang zu DB-Daten, Business-Experten und Top-Managern

-Ein Coworking-Space bei DB mindbox in Berlin

-Aktives Mentoring durch Manager der Deutschen Bahn

-Coaching durch führende externe Experten

-25,000 Euro ohne eine Abgabe von Firmenanteilen

 

Wie wir in diesem Beitrag gezeigt haben, kann die Begegnung von Startups und Konzernen durchaus sehr positive Blüten tragen. Zu wünschen bleibt dabei, dass der positive Trend seitens größerer Unternehmen in Deutschland, mit Startups zu kooperieren, noch mehr durch die Politik gefördert wird.

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Nikolas Schran

Gründer von SellUp. Vertrieb ist für mich: Perfekte Planung. Denn Verkaufen beginnt vor dem ersten Kundenkontakt.

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